Zu schlicht
                   fürs Rampenlicht

Prominent im ganzen Städtchen
ist Anett, genannt Anettchen,
Ratsmitglied, in allen Fragen
kompetent und auch beschlagen,
denn sie weiß an allen Tischen
immer kräftig mitzumischen,
bringt sich ein, sie kann beraten
theoretisch wie mit Taten.

Mag sie mancher auch verlachen,
ohne sie ist nichts zu machen.

Neulich zeigte nun die Presse
wieder mal an ihr Interesse,
ließ sie kompetent befragen
zu den beiden Kläranlagen,
die den Dreck des Städtchens klären,
aber doch die Kosten mehren,
die den Rechten wie den Linken
seit geraumer Zeit schon stinken.

Als man anfing, sie mitnichten
böser Absicht abzulichten,
widersprach sie dem entschieden:
Fotos hätt´ ich gern vermieden.
Will nicht, dass mich geile Affen
in der Presse noch begaffen.

In die Lüfte will ich gehen,
müsste ich mein Bild wo sehen.
Bleibe gern mit meinen Sorgen
vor der Neugier schön verborgen.

Der Reporter musste passen,
seine Laika stecken lassen
und war sauer auf Anettchen,
dachte bei sich Blödes Frettchen!

Dann ein Blick noch inspizierend,
ihr Make up dabei taxierend
sagte er ihr unumwunden
nach so etwa zwölf Sekunden:
Wollen ihr Gesicht nicht sehen?
Ja, das kann ich gut verstehen.