Ellipse: Prall und Proll
     

 

     Waidmanns (Un)Heil

Meine Hilde ist nicht mehr!
Ist noch keine Woche her,
dass ich sie im Wald erlegte,
was mich schmerzte, mich bewegte.

Wie so oft, doch nie genug
ging es raus zum Jagdausflug,
streiften wir, sie stets voran,
durch den allerdicksten Tann.
Wo das Dickicht nicht so dick,
machten wir zuerst ein Pick-,
dann ein -Nickerchen im Gras.
Kuscheln macht im Freien Spaß.

Als mich sehr viel später dann
wieder tief im dunklen Tann
hinten was am Rücken juckte,
dass mir vorn der Finger zuckte,
gab der Hahn der Flinte nach,
darauf folgte Ungemach,
denn der blind Büchsenschuss
machte prompt mit Lustig Schluss.

Von dem Schrot ein winzig Korn
traf mein Hildchen nicht von vorn,
seitlich streifend rechts das Knie,
dass die Arme schrie und schrie,
schrie und lamentierte laut,
dass dem Wild im Walde graut,
klagte jammernd schwerstens an
Gott und Welt, den eignen Mann.

Trotzig klang auch ihr Beschluss,
dass sie hier verbluten muss,
nahm zur Kenntnis nicht einmal,
dass die Blutung minimal.

Hildes Schreie, spitz und schrill,
störten jedes Forst-Idyll,
das man doch genießen will,
denn das gibt´s nicht überall,
selbst beim schlimmsten Jagdunfall.

Augen starr zum Firmament
sprach sie schon vom Testament,
fluchte so wie manch Prolet,
der tief in der Scheiße steht,
stöhnte, ächzte, seufzte auch,
krümmte sich um ihren Bauch.

Manchmal war sie sanft und mild,
manchmal auch fuchsteufelswild.
Jedem Pöbeln, Wutausbruch
folgte rasch ein frommer Spruch.
Gab auch zu, dass sie bereut
hier vor Gott und allen Leut,
was sie so gesündigt hat,
dabei klang die Stimme matt.

Manchmal war die Atmung flach,
dann erneut Getöse, Krach.
Lauthals brüllte Hildchen, schrie:
Oh, mein Gott, ich leide wie
einst Dein Sohn, doch mehr am Knie
und nicht so wie der am Kreuz.
Fluch dem, der da sagt: Mich freut´s!


Schließlich lag mein Hildchen hold
stumm im Gras, die Träne rollt.
Was blieb mir denn da zum Schluss
andres als der Gnadenschuss?

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