Ellipse: Prall und Proll
     

 

                    Verschollen

Ina und Rudi seit ewig ein Paar,
wie das so heißt, schon im fünfzigsten Jahr,
wurden jetzt leider ganz plötzlich getrennt:

Rudi, der hatte am Steuer gepennt!
Was darauf folgte, das gilt als fatal,
oder präziser noch heißt es letal.

Ina, sie lebte noch einige Zeit,
bald aber war es bei ihr auch so weit,
dass sie im Himmel sich Einlass erbat.

Sagte zu Petrus: Mach hin, alter Schrat,
mach keine Faxen und lass mich jetzt rein,
denn, wo mein Rudi ist, dort muss ich sein.

Such ihn mir, hol ihn mir schleunigst hier her.
Sag ihm nur, Ina, sie liebe ihn sehr,
ohne ihn sei selbst der Himmel ein Tort.


Zwei bis drei Stunden war Petrus dann fort,
suchte und suchte an jedwedem Ort,
gab schließlich auf und gebadet in Schweiß:

Wo Rudi steckt, ob Gott Vater das weiß?
Nicht bei den Engeln und nicht in der Schar
all unsrer Heil
igen zu finden er war.

Habe vergeblich, erfolglos gesucht
bei allen Seligen, habe geflucht,
weil ich den Burschen ja nirgendwo fand.

Zöge ihn gerne für dich hier an Land,
war ich doch Fischer und habe gefischt,
ganz wie dereinst war auch heut wieder nischt.
Rudi macht wie eine Scholle sich platt;
die setzt selbst mich, wenn ich fische, schachmatt.

Was mich jetzt aber noch sehr int
eressiert,
rein akademisch, sei nur nicht pikiert.
wie viele Jahre wart Ihr denn liiert?


Ina ist stolz und sie gibt darum an:
Fast fünfzig Jahre war Rudi mein Mann.
Wenn er nicht wollte, ich kriegt´ ihn schon ran!


Petri Gesicht hellt auf einmal sich auf:
Klar doch! Warum kam ich Schussel nicht drauf?
Rudi, das arme, verschollene Schwein,
kann doch wohl nur bei den Märtyrern sein.

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