Ellipse: Prall und Proll
     

 

               Trinity Air

Selbst ein Papst braucht neue Wege
aus dem Sündenpfuhlgehege
dieser öden Gottesferne,
raus aus dem, was Teufel gerne
als das höchste Glück anpreisen
so den Pfad zur Hölle weisen,
rein ins Licht, in Gottesnähe,
wo der der Mensch nur Wahres sähe;
so könnt´ er sich vorbereiten
auf des Himmels Seeligkeiten.

Also frisch und unverdrossen
wird auf Petri Stuhl beschlossen,
eine Airline zu formieren,
soll als Trinit-Air firmieren
für die Frommen, für die Sünder;
alle sind sie Gottes Kinder.

Gottes Kinder sollten fliegen,
sollten nur das Beste kriegen;
und das Beste hier auf Erden
ist der Himmel, wo Beschwerden
kinderleicht und tragbar werden.

Gottes Nähe zu begreifen,
dabei hilft dir Himmelshöhe
höher als der Sprung der Flöhe;
zwischen kondensierten Streifen,
kannst du deinen Gott erspüren,
dort wo Tower hin- dich -führen,
wo die Lotsen dich begleiten,
Stewardessen Drinks bereiten.

Solch ein Plan ist wirklich Klasse!
Doch was sagt dazu die Kasse?
Woher kommt die teure Schmierung
für die Anschubfinanzierung?
Wie nur schmiert man fett die Stulle
und schont dabei die Schatulle?

Nur kein langes Federlesen!
Alles schon mal dagewesen!
Keiner muss bei keinem klauen!
Nur auf Welt-Erfahrung bauen!

Klingelbeutel, Türkollekte,
Beistand durch die Unbefleckte,
Bettelpredigt, Ablassmätzchen,
das bringt mehr als mag
ere Schätzchen.
Das bringt Pinke, das bringt Knete,
wenn es heißt Christ, spende, bete!
bete, spende ohne Ende,
öffne gebend deine Hände
für dein Heil am Lebensende!


All das kann man investieren,
nur jetzt keine Zeit verlieren!
Ohne Brechen, ohne Biegen
kriegt man so schon was zum Fliegen.

Präsident wird Volatiła,
Kardinal aus polnisch Piła,
Aufsicht führen ganz passabel
alle, die per se papabel.
Management und all die Sachen
kann kaum jemand besser machen
als ein smarter Monsignore.
frei von Hochmut und Furore.

Täglich zwölf Maschinen starten,
die zwölf Ministranten warten
und der zwölf Apostel Namen
gleich als Taufgeschenk bekamen,
denn auch sie sind Abgesandte,
die man einst Apostel nannte.

Vorn im Cockpit als Piloten
sind nun Laien streng verboten.
Priester dürfen dann erst fliegen,
wenn sie ihre Weihe kriegen.
Copilot im Cockpit seien
solche mit den nied
eren Weihen.

Alle, die zu andrem raten,
gelten prompt als Apostaten:
Flug zum Himmel sei vor Jahren
einzig Christus widerfahren,
also darf nicht jeder Lümmel
ungeweiht hinauf zum Himmel.

Hier gilt wohl wie stets und immer
- sonst wird Schlimmes nur noch schlimmer - :
Postquam Roma est locuta,
ista causa est finita.


Ärmlich, karg und fast asketisch
steht an jedem Platz ein Bettisch.
Luxus wird hier nicht verziehen!
Wer hier fliegt, der muss schon knien.

Bibel und ein Katechismus
stehen für Katholizismus,
liegen aus für jung und alte,
dass der Fluggast Andacht halte.
Dies gilt für die breite Masse
in der schlichten zweiten Klasse.

Greift man tiefer in die Kasse
für die teure first class Klasse,
sieht man gar noch Perlen glänzen
von zwei edlen Rosenkränzen
und für ganz besond
ere Prasser
dicht verschraubt geweihtes Wasser

Personal ist handverlesen,
fast nicht Mensch mehr, mehr schon Wesen.

Junge Herrn in brauner Kutte
bringen Tee aus Hagebutte,
sprechen selbst Latein geschliffen,
ist im Service inbegriffen;
kompetent in allen Fragen,
doch mit umgedrehtem Kragen
trotzen sie den schönsten Frauen,
die auf Charme und Anmut bauen.

Währenddessen kommt das Essen,
fein serviert von Stewardessen
elegant im chicsten Kleide
modelliert aus feinster Seide.

Schlanke Hüften, lange Beine,
große Augen, jede eine
märchenhafte Augenweide,
attraktiv für Christ und Heide.

Allesamt ein Traum von Frauen
- jedermann will mehr als schauen -,
wecken jedes Mannes Wonnen,
leider sind sie alle Nonnen.

Speisung gibt´s nach Art der Bibel
gänzlich ohne Gurke, Zwiebel,
nur fünf Brote und zwei Fischchen*
   
liegen auf dem leeren Tischchen.
Während alle sie verzehren,
hofft man, dass sie sich vermehren.

Abflug täglich clock eleven:
Be on time, on time gate Heaven!

Schon im Steigflug ein Choral!
Scheppernd laut im Bordkanal
tönt ab Höhe tausendvier:
Näher, oh mein Gott, zu Dir!

Selbst beim Absturz in die Tiefe,
falls der Flug fatal verliefe,
lässt sich der Choral verwenden;
denn wo soll ein Sturzflug enden
wenn nicht stracks in Gottes Händen?

Selbst im schlimmsten Fall der Fälle
ist gleich bester Rat zur Stelle:
Notfallübung darf entfallen,
denn viel wicht
iger ist bei allen
Noteventualitäten
nur die Kompetenz beim Beten.

Also übt man manche Kniffe
auch diverse Grundbegriffe,
die beim Beten wirklich allen,
selbst dem lieben Gott gefallen.

Schwere Sünden, auch die leichten
kann man noch beim Absturz beichten,
und trotz engster Cockpit-Höhlung,
gibt´s auf Wunsch die letzte Ölung.

Und so geht der Flug nun weiter
christlich gläubig, christlich heiter,
ab und an mal eine Messe
frei von Pomp und Raffinesse,
Wozu hat man denn Piloten?
Priester sind sie, nicht Idioten;
dann mal Andacht und Besinnung
für gleich jeden dieser Innung;
beim Gebet mit Rosenkränzen
kann kein Fluggast heimlich schwänzen.

Eins muss nun der Papst noch bringen,
eins und dies vor allen Dingen:

Will ein Jet den Grund verlassen,
braucht er Kerosin in Massen.
Kerosin ist Sprit zum Fliegen
nur für teures Geld zu kriegen.

Darf ich nun den Heiligkeiten

einen Vorschlag unterbreiten?

Papst, hilft selbst Dir aus der Klemme!
Hör nur zu, sei keine Memme!
Papst, lass freundlich dich beraten!
Riechst doch selbst wohl längst den Braten:

Wovon hast du denn am meisten?
Und was kannst du dir auch leisten?
? ? ? ? ? ? ? ? ?...........................
....Klar doch! Klar? Capito? Claro?
Spiel dein Ass, Kreuz, Herz, Piek, Karo!
Füll die Tanks aus eignen Quellen!
Sei der schnellste von den schnellen!
Vola, papa, nihil anctus
statt mit Sprit mit
Spirit Sanctus!

 

*Matth. 14, 15 - 21

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