Ellipse: Prall und Proll
     

 

             Trendwende

Sonntagmorgen gegen acht
ist Pauline aufgewacht.

Rolf, ihr müder Ehemann,
hängt noch eine Runde dran,
denn er weiß ja: Wenn ich schlaf,
mach ich auch nichts falsch, bin brav.


Sie wäscht sorgsam ihr Gesicht,
kontrolliert kurz ihr Gewicht,
doch sobald sich Pauli wiegt,
sie sofort den Affen kriegt.

Pauli lebt doch so gesund,
trotzdem geht es Pfund um Pfund
immer eine Stufe rauf
- Kalorienamoklauf!! -.

Hier am Rock der Reißverschluss,
warum der stets reißen muss?

fragt sich Pauli Tag für Tag,
die sich selbst schon nicht mehr mag.
Etwa nur weil er so heißt
und grad deshalb gern zerreißt?


Früher war die Bluse weit,
heute ist sie eher breit.
Rechts und links quillt Hüftengold,
das beim Nordic Walking rollt.

Immer packt sie nackte Wut,
sagt ihr Mann: Quadratisch, gut!
Dort, wo früher irgendwo
stramm und knackig ein Popo,
hängt jetzt völlig zeitgemäß
breit und feist ihr Arschgesäß.

Letzten Sonntag gegen acht
hat sie laut geweint, gelacht,
hat den Gatten wach gemacht
und stand da in ihrer Pracht
in der Badezimmertür,
so als käme jetzt die Kür
nach der ungeliebten Pflicht.
nie war Rolf auf die erpicht.

Pauli jubiliert und schreit,
hört man noch drei Häuser weit.
Während Rolf fast wieder pennt,
faselt sie vom neuem Trend,
zwei Pfund seien jetzt schon weg,
zwei Pfund weg vom alten Speck.

Rolf, der in die Kissen sinkt,
fragt nur: Bist Du schon geschminkt?

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