Ellipse: Prall und Proll
     

 

                    Trauerarbeit

Am Tresen sitzt er, trinkt was Schnelles,
wie immer nur ein Pils, ein helles.
Sein Name sei hier doch verschwiegen;
man könnte bloß die Motten kriegen.

Am Handy kommt da schlechte Kunde,
seit etwa einer halben Stunde
schon fühle seine Frau Luise
sich wirklich elend, matt und miese.

Er lässt es doch sich nicht verdrießen,
zwei Helle noch sich einzugießen.
Er ist zufrieden mit den beiden,
Marie Luise muss noch leiden

Ein zweiter Notruf mit der Bitte,
er möge kommen. Wie es Sitte,
bekomme sie die Sakramente,
den letzten Trost, die letzte Rente.

Anstatt zu gehen bleibt er sitzen,
beginnt zwar schon ganz leicht zu schwitzen,
beginnt zu grübeln und zu denken,
doch lässt sich noch zwei Pils einschenken.

Der dritte Anruf, der fatalste,
verbal war er der allerschmalste:
Marie Luise ist gestorben,
hat sich das Himmelreich erworben.


Er scheint zwar äußerlich gelassen,
im Herzen will er das kaum fassen.
So gibt er Weisung an den Tresen,
ganz cool, als sei hier nichts gewesen
- im Auge glänzt ein Tränenfunkel - :
Die nächsten Bierchen bitte dunkel!

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