Todessehnsucht
Friedebold, des Königs Henker,
als ein solcher kaum ein Denker,
der als Profi stets brillierte,
wenn er würdig zelebriert,
was sein Amt von ihm verlangte,
ohne dass er zaudernd bangte,
ist bei diesem amtlich Morden
faltig, alt und grau geworden.
Auch wenn Aug´ und Muskeln schwächeln
blieb ihm doch sein stolzes Lächeln,
war mit seinen scharfen Klingen
schwungvoll jemand umzubringen
oder wie es heißt im schlichten
Ton des Königs hinzurichten.
Doch je mehr dem greisig alten
Fri.Bo. all sein Schalt- und Walten
durch den Kopf geht, durchs Gewinde
seiner grauen Großhirnrinde,
kann er mehr und mehr ermessen,
dass er psychisch unterdessen
höchst genervt ist und den Glauben
an den Herrgott, ewiges Leben
und was Menschen sonst erstreben,
ihm die eigenen Ängste rauben.
Gern vergleicht er sich mit Lehrern,
den frustrierten Bildungsmehrern.
So wie denen, meint er bange,
gehe ihm es auch schon lange:
Keiner mag mich! klagt er jammernd
sich an eine Lanze klammernd.
Daraus folgt dann: Nur voll Grauen
will man sich mir anvertrauen,
um mich zu dem wuchtig breiten
Hackklotz zaghaft zu begleiten
Jeder, dessen bisschen Leben
wir in Gottes Hand dort geben,
dessen Haupt wir hoch dann heben,
säh´ es wirklich allzu gerne,
bliebe ich nur in der Ferne.
Muss er schließlich ein- doch -sehen,
meinen Weg mit mir zu gehen,
lässt er mich, wie oft geschehen,
ganz zum Schluss allein dort stehen,
selbst sich nie mehr wiedersehen.
All das ist so enervierend
und rundum total frustrierend!
Wer kann nur den Mut mal schöpfen,
mich - wie andre ich - zu köpfen?

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