Ellipse: Prall und Proll
     

 

        Tief ist der Brunnen

Soll man so was wirklich glauben
oder will man uns berauben
unsrer hart verdienten Groschen,
falls der Zauber längst verloschen,
den man seit der Zeit der Hunnen
sich erzählt von diesem Brunnen?

Attila, der kühne Reiter,
habe wild wie sonst kein zweiter
eine Jungfrau erst verschlissen
dann sie in den Born geschmissen.

Und seit jenen fernen Tagen
höre man die Jungfrau klagen,
ihr sei schweres Leid geschehen,
jeder könne das verstehen.

Schmeiße man ein paar Dukaten
- dazu sei fürwahr zu raten -
in die grenzenlose Tiefe,
wo die Jungfrau wachend schliefe,
werde sie geweckt und weine,
denn sie fühle sich alleine.

Kämen nun im hohen Bogen
Münzen auf sie zugeflogen,
glaube sie, es sei
en Geschenke,
weil man gerne an sie denke.

Dankbar für so viel an Liebe,
folgend einem inn
erem Triebe
lasse sie seitdem auf Erden
alle Wünsche Wahrheit werden,
die die Werfer sich erdenken,
wenn sie milde Gaben schenken.

Soweit hier die alte Sage
und die aktuelle Lage.
Nun nach solchen Mordgeschichten
wollen wir den Blick noch richten
hin zu Kunibert und Lene:

Lene, das ist nämlich jene,
die vor Jahren ausrief: Hat ihn!!
Endlich bin ich seine Gattin!


Kunibert zurück vom Pissen
ließ sein Lenchen rundum wissen
was er hält von Spuk und Zauber,
bleibt die Seele dabei sauber:

Ob das stimmig ist und richtig,
ist im Grunde gar nicht wichtig,
Wichtig ist, woran wir glauben.
Das soll keine Macht uns rauben.

Und er warf mit Schwung und fleißig
höchst verschwenderisch Eins Dreißig
in die schwarze dunkle Tiefe.

Da war ihm, als wenn wer riefe
So viel Knete! Tickst Du sauber?
War das schon ein Teil vom Zauber?
Oder war es seine Dicke,
Lene, die dereinst so chice?

Wer es war, das bleibe offen!

Kuni fing nun an zu hoffen,
mochte nur das Was nicht zeigen.
Seine Wünsche zu verschweigen,
hielt er mehr für angemessen;
hätte sie auch bald vergessen,
hätte nicht, so muss man sagen,
Lenes Schicksal zugeschlagen:

Lene lehnte voll Entrüstung
über dieses Brunnen Brüstung,
denn Eins Dreißig war als Spesen
wirklich ihr zu viel gewesen.
Plötzlich gab es keine Chance,
ohne Halt mit Null Balance
stürzte sie ins Nichts, ins Leere.

Dass sie jemals wiederkehre,
diese Hoffnung blieb ganz offen,
denn vermutlich abgesoffen
war Helene, wird wohl stimmen,
Lenchen konnte ja nicht schwimmen.

Kuni wollte das nicht fassen,
alles schien ins Bild zu passen.
Wirkte hier ein Zauber mächtig?
War das Schicksal niederträchtig?
Einen Wunsch realisieren
durch Eins Dreißig Investieren
ist das wirklich noch moralisch
oder gar schon animalisch?

Er, er glaubte schon zu spinnen
meinte schließlich fast von Sinnen:
Von den Ihren, von den Meinen
wird um Lene jeder weinen;
jeder wird wohl unter Klagen
zornig zu mir Witwer sagen:
Bitte, Kuni, lass die Kacke,
Du hast eine schwere Macke.
Musst du solchen Schrott erzählen?

Zauber? fragen sie betroffen,
Bist Du wieder mal besoffen?

Kann die Leute gut verstehen,
keiner hat das hier gesehen,
Ich jedoch war selbst zugegen,
weiß genau Bescheid deswegen:
Was hier läuft, ist unaussprechlich,
Wünschelbrunnen gibt´s tatsächlich.

               ᵕ     ̶    ᵕ     ̶    ᵕ     ̶    ᵕ         X