Tempora mutantur*
Richter streng zum Angeklagten,
den seit Jahren schon gejagten,
stadtbekannten Spitzenschränker,
technisch Klasse, nur kein Denker:
Diebe sind schon seit paar Jahren
auch nicht mehr, was sie mal waren.
Vor dem ersten Morgengrauen
ging man früher etwas klauen,
nur im Schutz der dunklen Stunden
machten Diebe ihre Runden,
nur im Licht der hellen Sterne
brach man meistens gut und gerne
ein in Häuser, Höfe, Gärten,
suchte mit System nach Werten,
die man dann verticken konnte,
wenn die Sonne wieder sonnte.
Jetzt, o tempora, o mores,
quanti nobis sunt dolores,
braucht kein Dieb die Stalllaterne
für den Blick in nahe Ferne,
denn ganz ohne Scheu und Frage
bricht man ein am hellen Tage.
Die Verrohung der Kulturen
hinterlässt auch hier schon Spuren.
Darf ich Sie darum mal fragen,
mir ein Wort dazu zu sagen?
Klar! darauf der Angeklagte,
den schon lange nichts mehr plagte,
keine Reue, kein Gewissen;
Mitleid hält er für beschissen.
Geht es darum einzubrechen,
kann ich nur für mich hier sprechen:
Einen Arbeitstag zu planen,
ist, wie Sie vielleicht auch ahnen,
grad für den, der aus- sich -kennt,
ein Problem für´s Management
Mit dem Fleiß der Arbeitsbiene
achte ich stets auf Termine.
Laufen wie auf graden Schienen
funktioniert nur mit Terminen.
Diese zwingen, Arbeitszeiten
ohne Rücksicht auszuweiten,
ohne Rücksicht auf Interessen
von mir selbst noch irgenwessen.
Strengstens sind sie zu verwalten
und genaustens einzuhalten.
Schnell mal floppt `ne ganze Menge,
wird es im Terminbuch enge.
Vierundzwanzig volle Stunden
widme ich den werten Kunden,
selbst zu blöd, um einzubrechen;
halten´s auch noch für`n Verbrechen.
Schränker sind halt keine Richter;
drum ist mein Terminplan dichter.
Selig darf man Richter nennen,
die Termindruck gar nicht kennen.
*Lat.: die Zeiten ändern sich

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