Ellipse: Prall und Proll
     

 

              Spät gefreit,
                
Opa ist mit achtzig Jahren
durchaus fit und welterfahren,
hat die Frauen nie gemieden,
zweimal ist er schon geschieden.

Seine dritte ist gestorben.
Lange hatte er geworben
um die affektierte vierte,
die als Mann ihn ramponierte,
und der gute Scheidungsrichter
war erfolglos dann als Schlichter.

Jetzt geht nach so langer Pause,
ganz solide, stets zu hause,
Opa stolz auf Freiersfüßen
bei der zwanzigjährig süßen,
stadtbekannten Irminhilde,
auch bekannt als Irminwilde,
die schon immer willig wollte,
wenn sie durch die Discos tollte.

Doch bei Opa war es Liebe,
die sie spürte; nicht die Triebe
brachten Irminhild ins Wallen
beim Gesang der Nachtigallen.
Sie will nun ihr Jawort geben
für ein langes Eheleben.

Von dem Hausarzt Dr. Blaaten
lässt sich Opa gern beraten,
was noch passt, sich zuzumuten,
was jedoch zu viel des Guten.

Dr. Blaaten mahnt zur Ruhe,
warnt vor all zu viel Getue,
zu viel Sex kann ernsthaft schaden,
ganz besonders Sex beim Baden,
Heiße Glut zu sehr zu schüren,
könne gar zum Tode führen.

Opa bleibt gefasst, gelassen:
Mag sie mich auch dafür hassen,
ist es trotzdem so im Leben,
wenn sie stirbt, dann stirbt sie eben.

          ᵕ     ̶    ᵕ     ̶    ᵕ     ̶    ᵕ         X