Ellipse: Prall und Proll
     

 

              Schlichter

Blödi und Freund Blödian
duften stark nach Enzian,
können nur mit Mühe stehen,
dafür vieles doppelt sehen.

Ja, der Abend war schon toll,
leider sind sie hackevoll,
doch noch immer gern bereit
zu so manchem kleinen Streit.

Blödian, nicht grade schlau,
meint, der Mond sei dunkelblau.
Blödi, geistig oft in Not,
meint dagegen rosarot.

Weil die Logik nicht recht funkt,
ist er da, der tote Punkt,
und man sagt sich: Bitte sehr,
jetzt muss mal ein Dritter her,
so ein nüchtern cooler Mann,
der den Fall entscheiden kann.


Wie das Schicksal das so will,
steht gesammelt, ruhig, still
neben einem Tannenbaum
- finster ist´s, man sieht ihn kaum. -
ein noch junger Polizist,
der genussvoll grade pisst.

Blödi spricht den jungen Mann
gleich als Oberforstrat an
und erbittet nur ein Wort,
ob der Mond am Himmel dort
rosarot sei oder blau,
wie sein Freund, die dumme Sau,
meint, der Mond, der strahle so
wie die Wand im Gästeklo
in dem eignen Reihenhaus¸
dieser Farbton sei ein Graus,
ziehe ihm die Strümpfe aus,
wenn er mal darin verweilt,
und er dann sich nicht beeilt,
sei dann froh und fast entzückt,
wenn ihm alles schnellstens glückt.

Blasenmäßig voll entleert
macht der Polizist stramm kehrt,
nestelt noch am Hosenlatz
und verstaut den lieben Schatz,
nimmt auch grade Haltung an,
jeder Zoll ein ganzer Mann.

Lasst mal sehen, sagt er nun,
gern will ich für euch was tun.

Kurz ein Blick zum Himmelszelt
in die weite Sternenwelt!

Dann im Ton ganz sachlich kühl,
frei von Stimmung und Gefühl:
Welcher, bittschön, ist gemeint?
Der, der rechts tief gelb uns scheint,
oder der, der auch ganz nett
links erstrahlt mehr violett?


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