Ellipse: Prall und Proll
     

 

           Pigritia triplex*

Freunde, Kumpel, Saufkumpane,
jeder mit der eignen Fahne,
sitzen wieder mal zusammen
und sie füllen ihre Wammen
mit so manchem kühlen Tropfen,
wohl gebraut aus Malz und Hopfen.

Heute quatschen sie, berichten,
kaum zu glauben die Geschichten.
Jeder meint, so faul wie keiner
sei nur er, nicht mal Freund Reiner.

Reiner hatte vor zwei Stunden
vierzig Euro wo gefunden:
Doch ich ließ sie einfach liegen,
war zu faul, mich zu verbiegen,
um die Scheinchen aufzuheben,
kann auch ohne ganz gut leben.

Günther will das überbieten:
In der Faulheit seid Ihr Nieten!
Ich leer niemals meine Taschen.
Taschentücher müsst ich waschen.
Das ist mir zu große Mühe,
außerdem danach die Brühe
wegzukippen, zu entsorgen,
das verschiebt man gern auf morgen
als ein fauler und bequemer
meist erschöpfter Arbeitnehmer.

Max: Was ich an Faulheit leiste,
ist mit Sicherheit dass meiste.
War vor Tagen mal im Kino,
sah den Western El Bambino.
Schrecklich war mein Ächzen, Stöhnen,
keiner wollt´ sich dran gewöhnen.
Das ging rund zwei ganze Stunden,
Unmut bei den Kinokunden,
ich hab´ vor mir her gewimmert,
das hat alles noch verschlimmert
hab gejault, geschrien, gejodelt
wie ein Bayer, wenn er rodelt.

Was beweist das,
fragt nun Reiner.
Das versteht von uns doch keiner.
Was hat Faulheit da zu suchen
beim Geschrei, beim Jammern, Fluchen?


Max bleibt ruhig, ganz geduldig
und die Antwort auch nicht schuldig:
Auf dem Klappstuhl, zwölfte Reihe,
da bekam ich meine Weihe
als der leidgeprüfte Dulder,
denn ich hatte, weiß der Geier,
eingeklemmt mir meine Eier,
war, ich wollt den Film doch sehen,
viel zu faul, um aufzustehen.
 

* Lat.: Dreifache Faulheit

             ᵕ     ̶    ᵕ     ̶    ᵕ     ̶    ᵕ         X