Ellipse: Prall und Proll
     

 

                 Operation
                          storniert

Heute wird nicht operiert,
denn es ist so viel passiert.

Fast noch voll narkotisiert
referiert grad der Patient,
den inzwischen jeder kennt,
auf der Pressekonferenz
kurz und knapp die Quintessenz:

...kriege einen Riesenschreck
und bin blitzesschnell dann weg.
Mit Trara und Ach und Weh
renn ich raus aus dem OP,
als die Oberschwester sagt:

Nie gewinnt, wer nie was wagt.
Also ruhig, mit Geduld
und mit Gottes milder Huld
überstehen Sie das schon,
und wenn nicht, das wär doch Hohn!!
Potz! Der Blinddarm muss nur raus..
Gott verdammt und ei der Daus!!
Stellen Sie sich nur nicht an,,
immer tapfer, junger Mann!!
Bist nicht auf der Welt allein,,
jeder hier wird bei Dir sein..


Nunmehr fragt ein Journalist
von dem Fachblatt Letzte Frist:

Warum regt Sie das denn auf?
So ist doch der Welten Lauf!
Warum sind Sie jetzt so bös?
Nichts daran ist skandalös,
dass die Oberschwester Ruth
tut, was jede Schwester tut;
sorgt für des Patienten Ruh,
redet ihm gefühlvoll zu,
zeigt, Sie sind kein Sonderfall,
Blinddarm, den gibt´s überall.

Wie sie Ihnen Mut zusprach,
Blinddarm sei kein Ungemach,
allgemein und generell,
das war doch profess
ionell.


Nun ist der Patient verdutzt.
Hat mein Reden nichts genutzt?
Hat man wirklich nicht kapiert,
was mir armen Schwein passiert?

Schwester Ruth, die ist schon toll,
eindrucks- und auch wundervoll.
Doch sie sprach dort im OP,
Ruth, die liebe gute Fee,
nicht ein einzig Wort zu mir,
sondern zu dem Kavalier,
der mich operieren sollt´,
aber ran so recht nicht wollt´.

Weg war ich wie Licht so schnell,
als er sich mit dem Skalpell
(alles andre nur nicht fit),
selbst erst in die Finger schnitt.

         ᵕ     ̶    ᵕ     ̶    ᵕ     ̶    ᵕ         X