Ellipse: Prall und Proll
     

 

                  Notarzt

Nachtdienst! Meistens heißt das Wachen,
da erlebt man schräge Sachen,
gut zum Lachen wie zum Weinen,
die als Albtraum dir erscheinen.

Dieser Fall hat vor zwei Tagen
sich - ganz ehrlich! - zugetragen:

Eines Kranken Anverwandter,
ein dem Doktor nicht bekannter,
läutet Sturm zur Geisterstunde,
faselt was von schwerer Wunde
und fragt gleich noch unumwunden,
was Visiten - knapp zwei Stunden -
den Patienten höchstens kosten
auf dem Lande hier im Osten,
wo man nicht die allerbesten
Preise zahlt so wie im Westen.

Tief im Schlaf grad noch soeben
kann der Arzt doch Auskunft geben:
Zwanzig Euro für das Fahren,
wenn es weite Wege waren.
Alles andre, ist doch Klasse,
das bezahlt die Krankenkasse.


Also los, sagt der Vewandte,
der hier besser nicht genannte,
also los, wir müssen eilen
Bis zum Ziel sind´s dreizehn Meilen.


In Rekordzeit angekommen,
von der Fahrt noch leicht benommen
will der Arzt zum Kranken gehen,
der Verwandte doch bleibt stehen,
reicht dem Arzt zwei Euroscheine,
fragt Sie finden doch alleine
Ihren Weg zurück nach Hause,
sind ja schließlich kein Banause.


Während bald der Morgen graute
und der Arzt nur dämlich schaute,
sagte noch der Hilfesucher:
Ja Ihr Fahrpreis ist kein Wucher.
Danke nochmals für´s Chauffieren!
Einen Kranken präsentieren
wollte ich doch nie und nimmer
irgendwo im Krankenzimmer.

Trotzdem will ich Ihnen sagen,
worin meine Zwänge lagen,
mich an einen Arzt zu wenden,
um nicht nächtens zu verenden:
Wo hätt ich zu diesen Stunden
je ein Taxi noch gefunden?


         ᵕ     ̶    ᵕ     ̶    ᵕ     ̶    ᵕ         X