Ellipse: Prall und Proll
     

 

                Nichts mehr los
                               am Deich

Vor Zeiten war was los am Deich,
Graf Hauke ritt noch durch sein Reich
auf seinem Schimmel durch den Sturm,
ein Bollwerk war er, war ein Turm;
bedrohte ihn der blanke Hans,
dann schrie Graf Hauke Trutz, ich kann´s.

Vorbei ist jene Heldenzeit,
es macht sich Langeweile breit
Ein Deichgraf gilt im Land nur wenig;
wer herrschen will, wird Schützenkönig.

Als Graf fungiert jetzt Bauer Harm.
Er radelt, denn die Luft ist warm,
und hält kein Kind in seinem Arm,
das ängstlich stöhnt im Fieberwahn.
Zum Tierarzt bringt er nur den Hahn.
Sein Atem geht nicht grade schwer,
kein König Erl jagt hinterher.

Sein Weib ist nicht die junge Elke,
es ist Frau Neeltje, die schon welke.
Kein Blitz, kein Sturm, kein Heulen, Pfeifen,
entfernt nur quietschen Autoreifen.
Da hat es wohl den lahmen Friesen
beim Autofahren wer bewiesen.

Wo sind bloß die Klabautermänner?
Am Siel im Schlafsack nur zwei Penner.
Wann ist der Deich schon mal gebrochen?
Das war vor zwanzigtausend Wochen.
Kein Geisterschiff geht mehr vor Anker.
Da draußen fahren nur noch Tanker.

Ein jeder seufzt am Wattenmeer:
Hier ist nichts los, hier läuft nichts mehr.
Die Zeit kennt keine Wiederkehr.

           ᵕ     ̶    ᵕ     ̶    ᵕ     ̶    ᵕ         X