Ellipse: Prall und Proll
     

 

            Krankenkost

Eingeliefert wurde gestern
im Spital der frommen Schwestern
irgend so ein armer Schlucker,
dieser litt nicht nur am Zucker.

Aids und Ruhr und Hepatitis,
Cholera und Syphillitis,
Masern, Pest und Meningitis
waren seine Hauptprobleme
lästig und auch unbequeme.

Wie, so musste man sich fragen,
kann man Sorge für ihn tragen,
wie den armen Kerl ernähren,
niemand darf bei ihm verkehren,
niemand weint nur eine Träne,
kommt er in die Quarantäne;
hart für ihn des Arztes Pläne,
doch beim Hobeln fallen Späne.

Da man gleich was machen wollte
und es tunlichst auch gleich sollte,
suchte man zunächst nach Speisen,
die verträglich, selbst bei Preisen.

Und auch jede Mahlzeit müsste
platt sein wie zwei Jungfrau
enbrüste,
um sie ohne rumzuschmieren
dem Erkrankten zu servieren.

Nichts hilft ihm, bestimmt kein Fluchen,
morgens gibt es Eierkuchen.
Billig ist die Eiermasse.
Beifall von der Krankenkasse!

Mittags gibt es warme Pizza,
die vom Pizzaiolo Rizza,
kostengünstig aber klasse,
Freude bei der Krankenkasse!

Abends gibts´s das Küchenwunder
platt geklopfte Nordseeflunder.
Fisch der nicht so teuren Rasse,
Jubel bei der Krankenkasse!

Keine dieser edlen Speisen
wird den Weg zur Heilung weisen,
dass die Nahrung ausgewogen,
wär´ erstunken und erlogen.

Doch vor allem ist sie praktisch,
denn sie ist das Einz
ige faktisch,
was dem Krankenhaus geblieben,
um es unten durchzuschieben
in die strenge Quarantäne,
die ich gern noch mal erwähne,
nur mit einer Fingerspitze
dort, wo an der Tür die Ritze.

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