Ellipse: Prall und Proll
     

 

              Klassentreffen

Gibt es Schön
eres noch im Leben,
um mal kräftig anzugeben,
als ein geiles Klassentreffen?

so meint jedenfalls Karl Steffen,
Primus bis zur Operprima,
deutscher Konsul jetzt in Lima,
der die ganze alte Bande,
ist er dienstlich mal im Lande
nur zu gern bei sich versammelt.
Bin noch lange nicht vergammelt!
so begrüßt er lautstark jeden
und hört nicht mehr auf zu reden.

Anfangs trinkt man auf die Toten,
nennt sie ganz pauschal Idioten,
weil sie auf dem Acker liegen
und rein gar nichts mit- mehr -kriegen.

Dann fließt manch ein kaltes Bierchen
durch die Kehle auf die Nierchen,
und man redet sich in Rage,
prahlt mit Sold und Apanage,
protzt mit Aufstieg und Karriere
immer Richtung Ruhm und Ehre.

Alles, was das Herz begehre,
könne man sich klaglos leisten,
sagen stolz die allermeisten.

Früher sprach man nur von Frauen,
später ging es mehr ums Bauen,
auch ums Debet, Haben, Zinsen,
da vergaß selbst Knut zu grinsen;
nein, er seufzte tief und stöhnte,
der sonst alles nur verhöhnte.

Jetzt geht's nur noch um die Kinder,
Schätze, doch nichtsdestominder
macht man ständig sich nur Sorgen
um ihr Heute, um ihr Morgen.

Wunderkinder sind sie alle,
selbst der Sohn vom doofen Kalle.
Keiner, der sich hier nicht wundert
über den IQ von hundert,
den angeblich dieser Knabe
gut verbürgt seit Jahren habe,
den nicht ein Kind unterschreitet,
was ein jeder gern bestreitet,
ohne das laut auszusprechen;
wäre fast schon ein Verbrechen.

Von den beiden Zwillingsöhnen,
den laut Fama nicht grad schönen,
weiß Peer Eugen zu berichten,
scheint wohl viel hinzuzudichten:

Äußerlich sei
en diese beiden
schwer bis kaum zu unterscheiden,
aber leider schon verschieden,
hätt´ man allzu gern vermieden.

Helge unterbricht Peer Eugen,
will sein Mitgefühl bezeugen:
Und wo hast du deine Knaben
dann für Gott und dich begraben?


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