Klassentreffen
Ach, was waren wir so jung,
alle, alle auf dem Sprung
raus ins Leben, in die Welt.
Zeig dich, mach was, sei ein Held!
hieß das Motto, das uns trieb,
so dass keiner länger blieb,
wo einst seine Wiege stand,
wo er erstmals zu sich fand.
Später machten wir es wahr,
fast in jedem dritten Jahr
traf man sich. Beim Wiedersehen
blieb die Zeit für Stunden stehen.
Und das gleiche Rollenspiel,
das bereits als Kind gefiel,
spielte jeder höchst perfekt,
so als sei `s für ihn entdeckt,
wie schon damals frei von Zwang
folgend nur dem eigenen
Drang.
So wie alle Kinder sind,
war hier wieder jeder Kind.
Schwächer wurde nur die Spur
hin zum fernen Abitur.
Neulich war es nun so weit,
abgelaufen war die Zeit,
wieder die Dreijahresfrist,
die das Maß der Dinge ist.
Konrad fuhr als Klassen-Chef
wie auch sonst zum Klassentreff.
Nie ließ er nur eines aus.
Nichts hielt Konrad je zu haus,
denn der Lust am Wiedersehen
konnte er nie widerstehen.
So fuhr er auch dieses Jahr,
selbst wenn zu erwarten war,
dass das Treffen unterm Strich
ganz und gar dem letzten glich:
Konrad trank ein Fläschchen Wein
und war wieder ganz allein.
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