In Gottes Namen

Samson, Rabbi im Ural,
irgendwo in einem Tal
stand seit seiner Jugend Lenz
schon in aller Konsequenz
stur und hart in Konkurenz
zur gesamten Christenheit
nah und fern und weit und breit.

Tauften jene fromm entschlossen
ihre Autos, Sataatskarossen,
sägte er ganz kurz und knapp
seinem flugs den Auspuff ab.

Als er schließlich fünfzig war,
anfangs Mai im letzten Jahr,
fragte er sich nicht aus Lust,
sondern mehr aus tiefstem Frust:
Was soll ständig nur der Tanz
um Assisis Heiligen Franz
und mit lautem iubilo
um den Wolf von Gubbio?

Wer ein wildes Tier bekehrt,
macht ganz sicher nichts verkehrt.
Ich doch kann - Auf! Auf! Nur Mut! -
das wie Franz genau so gut.

Darum zog er alsobald
in den nächsten dunklen Wald,
um dort Bären aufzuspüren
und sie Jahwe zuzuführen.

Nach zwei Tagen aber schon
fand man Rabbi Salomon
fest verhakt im Waldgebüsch,
hart und dornig, nicht aus Plüsch.

Sein Gesicht war arg zerschunden,
Blut geronnen, dreißig Wunden.
Wer nur konnt´ ihn so verletzen?
Seine Jacke? Nur noch Fetzen!
Auch die Hose war zerschlissen,
und ein Zeh war abgebissen.
kurz und gut, soweit wir wissen,
galt sein Zustand als beschissen.

Nach so etwa siebzehn Tagen
konnte man ihn dann befragen
und er selbst, er selber brachte,
es dazu, dass laut man lachte.

Vieles konnte er erzählen.
Um nur eines auszuwählen,
hier nun jene Episode
falscher Conversionsmethode.

Ganz gewisslich große Mode
wird die Nummer niemals werden
auf dem Mond nicht, nicht auf Erden,
die als Reinfall er belachte
wissend, dass er Fehler machte:

Auf dem Streifzug durch den Wald,
selbst im Sommer ist´s dort kalt,
traf ich nicht sofort doch bald
einen Bären; fromm und brav
schien er mir so wie ein Schaf.

Also sprach ich gleich, sofort
gut ihm zu mit Gottes Wort,
trug ihm zwanzig Psalmen vor;
dazu sang ein Engelschor:
Junge, schieß kein Eigentor!

Kurz sprach ich vom Dekalog,
und falls mich nicht alles trog,
traf ich damit in sein Ich,
denn er brüllte fürchterlich.
Das war, wenn man´s recht verteht,
ein... - was sonst wohl? - …ein Gebet.

Als ich dann zu Moses kam
wie zuvor zu Abrahham,
sah ich, sich sein Auge feuchten,
und sein Antlitz schien zu leuchten.
Das hieß sicher: Ja, ich will!
Tauf mich jetzt! Ich halte still.

Im Vergleich zu ihm ein Zwerg
machte ich mich gleich ans Werk,
technisch sauber und perfekt.
Nur, das Tier hat´s nicht gecheckt.

Hätte wohl zu meinem Besten,
muss das irgendwann mal testen,
lieber doch bei all dem Wollen
die Beschneidung lassen sollen.