Ellipse: Prall und Proll
     

 

            Harpaxophobie*

Alles, selbst die Bleistiftspitzer,
lässt der Boss Herr Dr. Fritzer
in der Firma gut versichern,
auch wenn alle, alle kichern.

Seine Angst vor bösen Dieben
hat ihn schon so weit getrieben,
selbst die Tee- und Kaffeetassen
im Casino gleich in Massen
diebstahlsicher anzuketten.

Oder, ums `s Besteck zu retten
vor den allzu langen Fingern,
die Privatbesitz verringern,
ließ er Löffel, Gabeln, Messer
für die Werkskantinenesser
ohne Feingefühl gravieren,
um dem Dieb zu präveniren**.

Auf dem Stil steht jetzt zu lesen
- unerhört, nie dagewesen! -:
Ist geklaut von Dr. Fritzer,
Eigentümer und Besitzer!

Armer Kerl, der nicht bedachte,
dass ein jeder drüber lachte,
wie er mit der Scheißgravierung
- unklar ist die Formulierung -
sich gar selbst zum Täter machte.

Kurz gesagt, er ist ein grober
Querkopf und Harpaxophober*.
Darum will er sicher gehen.
Um nicht schutzlos dazustehen,
prüft er zig Versicherungen,
alte so wie auch die jungen,
und gibt dann der Klau-Sicura
fast schon Schadensfallprokura.

Alles ist in sicheren Händen
außer an den hohen Wänden
im Betrieb diverse Uhren;
die bestimmen die Strukturen
all der schweren Arbeitsgänge,
sagen Dir Nun mach mal Pause!
oder Freundchen, geh nachhause!

Die, meint Fritzer, die zu klauen,
werde sich wohl keiner trauen,
würde selbst der Dümmste merken,
denn bei noch so hartem Werken
würde sie kein Stift, kein Meister,
ob von hier, ob Zugereister,
keine Fachkraft, auch kein Profi,
Dummkopf, Kopfmensch oder Doofi,
Frauen, Männer aller Rassen
niemals aus den Augen lassen.


* Griechisch: harpazein - rauben
phobos - Furcht

** Latein: praevenire - zuvorkommen

           ᵕ     ̶    ᵕ     ̶    ᵕ     ̶    ᵕ         X