Ellipse: Prall und Proll
     

 

              Hammerhart

Opa liegt im Krankenhaus,
denn die Prostata muss raus.
Erst wird er im Bett rasiert,
wenn es ihn auch arg geniert,
nicht die Wangen, Hals und Kinn,
dafür reicht der Schaum nicht hin.

Schwester Ruth tritt fröhlich ein:
Tut mir leid, doch das muss sein,
lacht sie und tritt nah heran
an den armen kranken Mann.

Und sie tröstet: Mit dem Schaum
spüren Sie das Ganze kaum,

schlägt das Bettuch weit zurück
und sieht Opas bestes Stück,
groß und stark, noch toll in Form.

Opa, Mann, das ist enorm!,
seufzt voll Inbrunst Schwester Ruth
Solch ein Anblick tut ihr gut,
denkt an manch ein Mickerstück,
so genanntes Frauenglück.

Opa ist nun nicht aus Holz,
daher wirkt er mächtig stolz
und berichtet: Früher mal
war der hart wie bester Stahl.

Stand er aufrecht seinen Mann,
hängte ich zwei Eimer dran,
voll gefüllt mit schwerem Sand
bis ganz oben an den Rand.

Dann lief ich im Stadion
jeder Konkurrenz davon,
und kam so im Spurt ins Ziel,
ohne dass was runterfiel.


Schwester Ruth wirkt animiert,
weiß nicht recht, wie ihr passiert,
glaubt auch gerne was sie hört,
wenn auch fahrig und verstört.

Als der Blutstau sich dann legt,
sagt sie kaum mehr angeregt,
gänzlich ohne Spott und Hohn,
Mitleid liegt in ihrem Ton:
Schade, Opa, dererlei
ist wohl jetzt passé, vorbei.


Ja, stimmt Opa zu, vorbei!
So was macht nach drei, vier Schritt
links das Knie längst nicht mehr mit.

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