Ellipse: Prall und Proll
     

 

            Großer Auftritt

Wollen Sie uns hier verhöhnen?
Sollten Sie sich abgewöhnen!

sagt zu Jockel streng der Richter.

Viel dezenter und viel schlichter,
bitte ich, doch aufzutreten,
lehre Sie sonst noch zu beten.


Jockels Auftritt hier als Zeuge
vor dem Richter Richard Beuge
- seine Frau Britt Edeltraut
hatte wieder mal geklaut -
gleicht schon einer Show-Einlage,
das sieht jeder, keine Frage.

Er trägt nur ein knappes Röckchen,
keine Strümpfe, keine Söckchen,
schwarz polierte Stöckelschuhe;
damit stelzt in aller Ruhe
Jockel durch die hehren Hallen,
lässt den Pfennigabsatz knallen.

Eine teure Blümchenbluse,
ein Geschenk von Tante Suse,
und ein Schal aus gelber Seide
sind die reinste Augenweide,
dazu eine Perlenkette,
die so manche Frau gern hätte.

Sein Makeup ist große Klasse,
gibt dem Biedermann erst Rasse.
Auch weiß er perfekt zu klimpern
mit den ausgetuschten Wimpern.
Eine Mischung aus Kosmetik
und vor allem noch Ästhetik
sind die zart geschwungenen Lippen,
jeder würde gern dran nippen.

An den Händen drei, vier Ringe,
um das Fußgelenk `ne Schlinge
fein bestickt mit zig Pailletten,
nicht ganz billig, darf man wetten.

An den beiden Ohren gaukeln
filigran zwei Silberschaukeln,
auf dem Kopf ein Florentiner.

So drapiert, ja so erschien er
vor Gericht, der brave Jockel,
gibt gekonnt perfekt den Gockel;
oder will er gar was bieten
aus der Sparte Transvestiten?

Als der Richter weiter schimpfte
uund sogar verun- ihn -glimpfte,
sagt ihm Jockel: Euer Ehren,
jetzt muss ich mich aber wehren.

Bei der Wahrheit soll man bleiben.
Hier in diesem Ihren Schreiben
lese ich als letzte Zeile,
wenn ich mich nicht ganz verpeile:
Seien Sie Punkt zehn genau
hier in Sachen ihrer Frau.


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