Ellipse: Prall und Proll
     

 

              Falscher Stolz

Opa Raimund, siebzig Jahre,
grau sind seine dünnen Haare,
steht (ein doch schon hoch Betagter)
vor Gericht als Angeklagter,
soll laut Zeugnis zweier Knaben
Frauen vergewaltigt haben.

All dies ist nicht sehr wahrscheinlich,
doch dem Opa gar nicht peinlich.
Reue will er keine zeigen,
er verlegt sich drum aufs Schweigen.

Solchen Schmutz hier wegzufegen,
alles glatt zu widerlegen,
wäre spielend leicht zu machen,
kostet bestenfalls ein Lachen.

Mag die Tat ihm auch wer gönnen,
weiß er, Opa fehlt das Können,
und ein Mann von siebzig Jahren
wird sich diesen Stress ersparen.

Opa ist voll Stolz es wichtig,
dass man hier, wenn auch nicht richtig,
felsenfest scheint drauf zu bauen,
Opa würd´ sich das noch trauen.
Darum will er dem Verbrechen
nie und nimmer widersprechen.


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