Facies analis
Maier, der sich sonst nicht wehrt,
hat sich unjüngst mal beschwert,
nannte Reiter und auch Ross
beim Gespräch mit seinem Boss:
Müller nennt mich Arschgesicht,
Arschgesicht das mag ich nicht.
Müller, hieß es, zum Rapport,
aber bitte gleich, sofort!
Steif lehnt sich der Chef zurück,
das verheißt nicht schieres Glück.
Müller, Mann, Ihr Arschgesicht,
Sie verstehen, gefällt mir nicht.
Hier bei uns wird nicht gemobbt,
wer hier mobbt, der wird gestoppt.
Nochmals hier in unsrem Haus
Arschgesicht, das wär Ihr Aus!
Will Sie hier nicht wieder sehen!
Gut, das wär`s, Sie können gehen.
Müller, keinen Deut bedrückt,
war im höchsten Maß entzückt
über sich und sein Genie,
freute sich so wie noch nie,
dachte kein Sekündchen nach,
als er zu sich selber sprach.
In der Scheiße bis zum Knie
stehst du, Maier. Frag nicht, wie!
Tags darauf begann der Krieg,
der wie immer ohne Sieg,
ohne offenen Kampf verläuft,
weil man sich nur selbst ersäuft;
in dem eigenen Schmutz und Dreck
bleibt zum Schluss die Spucke weg.
Müller schritt sofort zur Tat
an dem Kaffee-Automat,
wo der Maier Kaffee trinkt,
ein, zwei Tassen, manchmal drei,
Vorrat für die Pinkelei,
was dem Wohlbefinden stinkt,
denn sein krankes MaierHerz
reagiert mit Pein und Schmerz,
Als er grad den letzten Schluck
von dem braunen Muckefuck
sich in seine Kehle goss,
er den warmen Sud genoss,
blieb nun Müller bei ihm stehen.
Schön, dass wir uns auch mal sehen!
sagte er ganz freundlich, nett,
wohlerzogen und adrett.
Als er, ohne dass er stritt,
rechts zum Pater Noster schritt,
drehte er sich noch mal um
und sprach spürbar dreist wie dumm:
Wusste gar nicht, dass man jetzt
mit caffé den Einlauf setzt.
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