Ellipse: Prall und Proll
     

 

            Executio exacta

Friedebold gilt schon ein Weilchen
als Des Königs Hackebeilchen,
denn als königlichen Henker
nennt man ihn auch
        Ersten Schwenker
blutig scharfer Henkersbeile
,
die bei Andrang oder Eile
allerdings nur Schergen schwenken.

Schergen lässt man gerne henken,
da sie sehr viel wenig denken;
wissen aber zuzupacken,
wenn sie der Klienten Nacken
kurz und klein in Stücke hacken,
dass die Wirbel splitternd knacken.

Frie.bo. kann man nie nehmen,
sich persönlich zu bequemen,
geht es nicht um Massenware.

Handverlesen wunderbare,
exponierte Einzeltäter,
Gottesleugner, Hochverräter
köpft nur  Friedbold persönlich,
mit dem touch von unversöhnlich.

Friedebold liebt Hochpräzises,
nicht so stümperhaftes, fieses
Rumgehampel und Agieren.

Schnelles Dekapitulieren
ehrt am Hackklotz seinen Meister,
ist der Nacken selbst ein feister.

Dazu führt er eine Klinge,
die ist klar das Maß der Dinge,
edler Stahl der Stadt Toledo,
Schmiedekunst von
Don Alfredo.

Diese ließ er gern sich schenken
noch als Jüngling zum Gedenken
an die Tage in Granada
tief am Fuß der Alcazada.

Ali Yusuf Ibn Banca,
Großvesir in Salamanka,
war allda sein erster Gönner;
der erkannte ihn als Könner
dort beim Jubiläumshenken,
Blutrausch hieß dort nur Gedenken,                        war das
Treffen roter Kittel

mit dem offiziellen Titel
Hundert Jahre ohne Leiden
höchst humanes Kopfabschneiden.


Unjüngst ist dem virtuosen,
makel- und auch beispiellosen
Friedebold der Streich gelungen,
als er seinen Stahl geschwungen,
der in vierzigtausend Jahren
keinem Kunden widerfahren.

Solch ein Streich ward nie besungen,
nicht im Lied der Nibelungen,
nicht bei Edda, Harry Podder
oder andrem Märchenschmodder.

Drum greif ich jetz in die Leier
und besing´die Henkersfeier
hier im Tempuswechsel mutig,
ist sie selbst auch noch so blutig:

Dezisionen beizuwohnen,
dürfte sich wohl dann nur lohnen,
wenn das Haupt- und Kerngeschehen
selbst von weitem noch zu sehen,
weil die Hauptakteure stehen.

Also trat in diesem Falle
Revoluzzer Ketzer Kalle,
von Statur ein rechter Hüne,
aufrecht auf die Bretterbühne,
grüßte artig Friedebolden,
reichte ihm dann zum Besolden
und für all die liebe Mühe
so frühmorgens in der Frühe
rein symbolisch einen Taler,
steuerfrei vom Selbstbezahler,
nicht erstattbar aus den Massen
irgendwelcher Krankenkassen,
wie man das so damals machte,
wenn auch mancher drüber lachte.

Fri.bo. war auch ihm was schuldig:
Kalle harrte ungeduldig
auf den
Kuss Vom Terminator,
mit dem der als Zelebrator
ganz nach alter Väter Sitte
immer schon mit kurzem Bitte!
seinem Kunden Gutes wollte,
Achtung und Respekt ihm zollte.

Dann kam schon das Wesentliche:
Tödlich scharfe Schwerterstriche!

Erst sah man die Klinge kreisen,
langsam noch in sanften, leisen,
ersten Anfangsrotationen,
die noch nicht zum Schlag sich lohnen.

Langsam ward das Ganze schneller
grade so wie ein Propeller.

Kaum war mehr das Schwert zu sehen.
Flächen schienen zu entstehen
in dem Wirbeltanz aus Klingen.

Deutlich hörte man sie singen
jenes Lied vom Tod und Leiden,
während sie die Luft durchschneiden.

Plötzlich dann in sanftem Bogen
ward die Klinge durchgezogen
zwischen Kalles Kopf und Kragen,
dort wo Kehlkopfknorpel ragen.

Kalle kam gar schwer ins Schwitzen,
denn sein Haupt blieb dort stramm sitzen,
wo der liebe Gott es wollte,
jetzt doch nicht mehr sitzen sollte.

Dieser Schlag so glatt, so sauber
brachte doch ganz wie durch Zauber
- Mythen werden bald drum ranken -
Kalles Kopf nicht mal zum Wanken.

Kalle starb schon fast vor Schrecken,
würde gern die Glieder strecken,
würde gern vor allen Dingen
hinter sich das Sterben bringen.
Gerne würde er jetzt sterben,
nichts konnt´ Kalle hier noch erben.

Kalle sprach erstaunt zum Meister:
Wann sind futsch die Lebensgeister?

Friedebold war voll im Bilde,
tröstend er zu ihm voll Milde:
Mit dem Kopf hier kannst du kicken,
musst nur ein mal kräftig nicken.


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