Ellipse: Prall und Proll
     

 

                 Emigrant

Hubert ist nun fest entschlossen,
packt die Koffer unverdrossen,
will jetzt endlich emigrieren.

Ihm geht gründlich an die Nieren,
hier in Deutschland zu versauern,
wo nur Zwist und Ärger lauern,
wo man nichts hat, was dich bindet,
keine Perspektive findet,
wo die Männer oft entbehren,
dass man sie als Mann will ehren.

Jeder Mann, der noch so brave,
ist hier letztlich nur ein Sklave
bürgerlichster Konventionen,
die zu achten sich nicht lohnen.

Ziel der Reise ist Mbhora,
wo die Fauna und die Flora
Reste sind vom Garten Eden,
Paradies für alle, jeden.

Dort im Osten des Nordwesten,
wo die schönsten und die besten
Südseeinseln sandig liegen,
Palmen sich im Zephyr wiegen,
wo die allerschlimmsten Schmerzen
selbst in tief vergrämten Herzen
Ruhe und auch Frieden finden
in den ewig lauen Winden.
Dort im Reich der Göttin Khora
liegt die Insel Mbhora-Mbhora,
jenes sagenhafte Eiland,
wo der Mann noch gilt als Heiland.

Männer können davon leben,
was sie ihren Frauen geben:
Liebe, Liebe, nochmals Liebe
und die schönsten ihrer Triebe.

Für die süßen Liebesqualen
lassen Männer sich bezahlen.
Wenn sie eine Frau beglücken,
muss der Staat die Börse zücken,
zwanzig Dingli* eine Runde
jeweils eine halbe Stunde.

Einmal Sex gleich zwanzig Heller,
wie verdient man Geld denn schneller?
So ist Reichtum leicht zu mehren,
Frauen sind nur zu beehren.

Als das Huberts Frau nun hörte,
war es sie, die sich empörte,
konnte all das gar nicht fassen,
blieb doch ruhig und gelassen.

Nur bat sie beim Abschiednehmen,
dann und wann sich zu bequemen
ihr genaustens zu beschreiben,
was die Leute da so treiben,
und was er sich denn so gönne,
ob er denn auch leben können.

Meistens eine leere Kasse,
meint sie, sei nicht grade Klasse.
Reiche das denn noch zum Kochen,
zwanzig Dingli* in vier Wochen?

 

*1 Dinglo  entspricht in etwa 0,738 Euro. 

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