Ellipse: Prall und Proll
     

 

         Eine Freude machen

Bringe täglich wen zum Lachen,
um ihn glücklich so zu machen!
Darin liegt der Sinn des Lebens,
der des Nehmens und des Gebens.

Doch es gibt auch andre Weisen,
Wege hin zum Glück zu weisen.
Einen habe ich gefunden,
innerhalb von paar Sekunden
allergrößtes Glück zu spenden,
reichlich wie aus vollen Händen:

Gehe Oma oft besuchen,
mag sie noch so grässlich fluchen
über meine Art zu leben,
und mich, wie ich bin, zu geben.

Meine Springerstiefel passen
ihr nicht, scheint sie nur zu hassen.
Meine rot gefärbten Haare
hält sie wohl für Teufelsware.

Piercing mitten durch die Zunge,
dazu stöhnt sie Junge, Junge!
(Bin zwar immer noch ein Mädchen
und hieß schon als Kind das Spätchen.)
Augenmakup wie bei Toten?
fragt sie, ist das nicht verboten?

Schwarz lackierte Fingernägel
seien sicher nicht die Regel,
und die Nadel durch die Backe
sei doch Bullshit, sei doch Kacke.

Ebenso die Lederjacke
mit den blanken Silbernoppen
trüg´ ich, meint sie, um zu poppen,
junge Männer zu verführen;
sowas könne sie noch spüren.

Früher eine süße Biene,
bist du jetzt `ne Punkertrine.

sagt sie oftmals voll Verachtung
bei der Prüfung und Betrachtung
meines Outfits, der Klamotten;
regen Granny an zum Spotten.
Oma scheint mich fast zu hassen,
sie kapiert nichts, kann nichts fassen.

Wenn ich schon nach drei Minuten
sage Oma, muss mich sputen.,
lächelt sie und nickt zufrieden,
dass wir uns verab- schon -schieden.

Damit dass ich endlich gehe,
habe ich, wie ich das sehe,
Oma so viel Glück gebracht,
dass ihr Herz nun wieder lacht.

Ich verpiss mich, Ziel erreicht!
Oma glücklich! War doch leicht!


        ᵕ     ̶    ᵕ     ̶    ᵕ     ̶    ᵕ         X