Digital Shame Frame

Bilderrahmen, digital!
Sind sie Segen oder Qual?
Speicherplatz ein Gigabyte!
Zeigt viel Freude, meist viel Leid.

Stund um Stunde rauscht vorbei
jenes Bilderallerlei,
jeweils im Minutentakt,
dass dich schieres Grausen packt.

Schon das allererste Bild,
Badeurlaub, Kampen, Sylt!
Dieses Schlabberding am Bein
soll wohl ein Bikini sein;
heute nennt das alle Welt
eher Beduinenzelt.

Friedhelm war ein süßes Blag,
- ob das an der Mama lag? -
sitzt auf seinem Kirschbaumast,
jetzt die meiste Zeit im Knast.

Das am Rande der Chaussee
war ein Käfer von VW,
der nur äußerst selten fuhr,
meistens auf der Werkstatt-Tour
oder auch zur TÜV-Station,
das Ergebnis kannt´ man schon,
ward erst gar nicht mehr erwähnt:
Neuvorführung! Abgelehnt!

Erwins Taufe, welch ein Fest!
Die gab allen fast den Rest;
erst hat jeder nur gelacht,
schließlich ward es doch gemacht,
Gruppenbild zehn Mann mit Frau,
- Eber mitsamt Muttersau -.

Frieda unser Töchterlein
lud die zehn Halunken ein,
jeder schon für sich allein
könnte Erwins Vater sein,

Oder etwa alle zehn?
Frieda ließ doch nie was stehen,
wenn es bittend vor ihr stand,
ging sie immer gern zur Hand.

Jeder weiß noch ganz genau,
jener rechts am Gartentor
war nicht eine wilde Sau,
war der gute Herr Pastor.

Dackel Waldi, ungepflegt,
dafür aber schwerst erregt,
wie er schon vor Geilheit stinkt,
einen Schäferhund bespringt.

Jule hier als Silberbraut!
Wie sie süßlich lächelnd schaut!
Das war lang noch vor der Schlacht
kurz vor zwölf, vor Mitternacht;

die brach unversehens aus,
als der dicke Schwager Klaus
protzte, dass die süße Maus
voll intakt noch Jungfrau wär
ohne Kläuschens Schießgewehr.

Zwischendurch ein Enkelkind,
Gott sei Dank macht Liebe blind,
Hässlich ist es wie die Nacht;
wer hat das denn nur vollbracht?

Beim Betrachten Bild für Bild
wird die Mama wütend, wild.
Schade klagt sie, nirgendwo
gibt es Bilder mit Niveau,
nirgends seh ich aus wie ich.
weint dabei herzbitterlich.

Überall erschein ich fremd.
Bin das ich im blauen Hemd?
Wer mich sieht, erkennt mich nicht.
Ist Gesicht nicht gleich Gesicht?
Kann ich denn, ich armes Schwein,
mir nicht etwas ähnlich sein?

Sinnend sagt ihr Ehemann,
schaut sie dabei kritisch an,
sagt gedämpft, dezent und kühl,
strotzend so vor Feingefühl:
Sieh es einfach doch mal so:
Wär´ ich du, dann wär´ ich froh.