Ellipse: Prall und Proll
     

 

             Die Therapeutin

Beim Dr. med. im Wartezimmer
da ging es zu ganz so wie immer.
Geduld war das Gebot der Stunde
für Kranke, Schwache, für Gesunde.

Die Zeitung und die Illustrierten
mich längst schon nicht mehr int
eressierten;
was sein wird, ist, was schon gewesen,
das hatte ich bereits gelesen.

Mir vis-a-vis `ne chice Dame
und neben ihr der etwas lahme,
erschöpfte, kaum gesunde Gatte,
so dass man schon den Eindruck hatte,
er liege platt gleich auf der Matte.

Da ich die beiden gar nicht kannte,
und niemand sie beim Namen nannte,
nenn ich sie hilfsweis Ralf und Aenne,
bis ich vielleicht sie doch mal kenne.

Was die da boten, war `ne Nummer
voll Not, voll Traurigkeit und Kummer:
Ralf seufzte leise: Meine Hände,
die tun so weh! Kommt jetzt mein Ende?


Frau Aenne drauf: Auch ich, ich leide
ganz so wie du!
Sie küsste beide,
die Linke erst und dann die Rechte,
voll Hoffnung, dass das Heilung brächte,
und schon nach nicht mal drei Sekunden
war weg der Schmerz. Vorbei! Verschwunden!

Doch dann griff Ralf sich an die Ohren
und weinte: Gott, ich bin verloren!
Dies Brummen, Rauschen, Pfeifen!
Als wolle man `s Gehirn mir schleifen.


Die gute Aenne konnte helfen
wie sonst nur Feen oder Elfen.
Sie küsste ihm flugs beide Ohren
sofort war er wie neu geboren.
Was ist das, wusste er zu scherzen,
die sogenannten Ohrenschmerzen?

Und dann die Pein auf links der Wange!
Dem ärmsten Ralf ward Angst und Bange.
Er glaubte schon an frühes Sterben
und, wie er klagte, ohne Erben.

Auch die ihm zärtlich wegzuküssen,
das war für Aenne nicht ein Müssen,
vielmehr ein Wunsch aus tiefer Liebe.
Wär´s nicht so, ich hier dies nicht schriebe.

Es ging so weiter mit `ner Blase
am rechten Flügel seiner Nase,
mit seinen beiden strammen Waden,
den nicht mehr makellosen graden.

Von andren Leiden und Gebrechen
will ich hier jetzt nicht weitersprechen.
Ich hatte nämlich selbst Probleme
und zwar nicht etwa angenehme.

Ich saß hier nicht, um an den Leiden
der andren mich voll Lust zu weiden.
Die Lage war für mich beschissen,
das Sitzen auf `nem weichen Kissen
war wahrlich nicht der reinste Bringer,
sie schmerzten nämlich diese Dinger.

Sie juckten höllisch und sie brannten,
die schon die alten Griechen kannten
und sicher auch schon manch normaler
bei Düsseldorf Neandertaler.

Als nun die beiden gehen wollten,
weil sie zum Doktor kommen sollten,
lief ich dem Pärchen hinterher
- fiel mir in meiner Lage schwer -
rief laut Hallo!, sie blieben stehen,
um mich erstaunt nur anzusehen.

Nach Zaudern, Zögern konnt ich `s wagen,
die liebe Aenne kurz zu fragen:
Behandeln Sie, Madame, auch so
mal Hämorriden am Popo?

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