Ellipse: Prall und Proll
     

 

               Der Tunnel

Wer in fremde Welten reist,
dem bleibt dabei allermeist
manches Schicksal nicht erspart,
etwa eine Tunnelfahrt.

Wenn dann noch das Licht erlischt,
und im Zug man nix sieht, nischt,
wird die Reise zur Tortur,
häufig gar zur Höllentour.

Wieder ist es mal so weit
eben jetzt so zur Mittagszeit,
als der D-Zug 108
tags zwar in die finstre Nacht
eines langen Tunnels fährt.

Licht im Tunnel? Wär was wert!

Drei Mann sitzen im Coupe,
eine Dame trinkt Kaffee,
da erlischt das Deckenlicht,
Schweigen und Beklemmung bricht
über diese vier herein.

Gott, muss das schon wieder sein?,
sagt sich jeder. Gott zum Lob
bin ich ja nicht klaustrophob,

fügt man noch verzagt hinzu
sucht fromm betend seine Ruh.

Alle atmen hörbar auf,
als dann zehn Minuten drauf
wieder heller Sonnenschein
flutet durch die Fenster rein.

Einer, der das Schweigen bricht,
schaut der Dame ins Gesicht
und er stöhnt: Mir ist so bang!
Teufel, der war wieder lang!

Rechts die Dame lächelt fein,
schlürft sich ihren Kaffee rein
und stimmt dann in aller Ruh
diesem Nervenbündel zu:
Ja, recht lang und sonderbar!
Frag mich, wer da auf mir war.

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