Ellipse: Prall und Proll
     

 

         Der Blindschleicher

Paul, genannt die Brillenschlange,
wird schon mächtig angst und bange,
denn das Amt hat ihn gebeten,
unverzüglich anzutreten,
um die Sehkraft durchzuchecken.

Er kann nämlich ums Verrecken
kaum noch irgendetwas sehen.
Täglich beim Spazierengehen
darf Paul ja nicht rennen, hasten;
so was stört ja nur beim Tasten.

Auch hat er in nur zwei Jahren
sieben Hühner totgefahren.
Gestern noch sind ihm drei Nonnen
nur mit knapper Not entronnen.
Einer lahmen alten Tante,
die nicht schnell genug mehr rannte,
hat er´s mal so recht gegeben,
doch sie blieb zum Glück am Leben.

Nun geht er am Dienstagmorgen
frisch geduscht, doch voll der Sorgen
in die Klinik, lässt sich testen,
und es steht nicht grad zum Besten
um die altersschwachen Augen,
die zum Schlafen nur noch taugen.

Schließlich rät ihm ernst der Tester:
Ich empfehle doch, mein Bester,
wollen draußen Sie noch laufen,
einen Blindenhund zu kaufen.


Paul entsetzt und voll Empörung
nennt den Rat doch glatt Verschwörung!,
schimpft und droht sogar mit Klage,
stellt den Rechtsstaat selbst in Frage
und fragt: Muss ich das verstehen?
Ich kann kaum noch etwas sehen,
was bringt mir aus welchem Grund
dann ein selbst schon blinder Hund?

             ᵕ     ̶    ᵕ     ̶    ᵕ     ̶    ᵕ        X