Dach- od. Hörschaden?

Auf der Bundesautobahn
kurz vorm Kölner Airport Wahn
stoppt die Straßenpolizei
nachmittags um zehn vor drei
einen grünen Minibus
seinem Fahrer zum Verdruss.

Darf ich bitten, Führerschein!
Muss in solchen Fällen sein!
bittet ihn der Polizist,
der noch durchaus freundlich ist.

Nun der Fahrer, leicht pikiert
und zugleich auch enerviert:
Sagen Sie mir frank und frei,
bin ich wieder mal dabei
in der exklusiven Schar,
die zwar nie geachtet war,
aber Flensburgs Parlament
Unsre Ehrenbürger nennt.

Gleich wird nun der Fall geklärt,
was nur paar Sekunden währt:
Ihnen fiel wohl gar nicht auf,
dass - wie waren Sie nur drauf? -
Ihre Frau mit Stumpf und Stil
hinten aus den Büschen fiel
und paar Meter weiter dann
auch Ihr Sohn, der kleine Mann?

Hinterm Steuer macht sofort,
sich im Nu, direkt vor Ort
ganz entspannte Freude breit,
Frohsinn auch und Heiterkeit.

Als die Staatsmacht drüber staunt,
bleibt der Fahrer gut gelaunt:
Wie soll ich nicht glücklich sein?
Eben noch das arme Schwein,
weiß ich jetzt, ich bin gesund.
Sie tun´s mir zu wissen kund.

Fahren wir schon mal zu dritt,
heißt samt Frau, das Kind kommt mit,
sitz ich vorne stets allein,
hinten steigt der Rest dann ein,
so viel Unfallschutz muss sein,
denn wenn´s vorne bumst und kracht,
ist meist vorn nur Schicht im Schacht.

So auch heut im Affenzahn
auf der graden Autobahn.
Ich hab vorne brav chauffiert,
war hellwach und konzentriert.

Achtern doch im Hintergrund
ging es richtig deftig rund.
Beide waren mächtig laut,
hat´s Gehör mir fast versaut,
rutschten ständig hin und her,
Ruhe fiel den beiden schwer,
da sie Mutter so wie Kind
gerne übermütig sind.

Kichern, Lachen und Geschrei,
auch Klamauk war mit dabei.
Ungehört verflog mein Ach!
Was soll dieser Höllenkrach?
Ist bei Euch der Teufel los,
oder seid nur ihr das bloß?

Plötzlich dann mit einem Schlag
Stille über allem lag,
und das Chaos war vorbei,
kein Getöse, kein Geschrei,
nur noch Säuseln sanft und zart
von dem Wind bei schneller Fahrt.

Dann doch traf´s mich wie ein Blitz,
klar war mir, das ist kein Witz,
nichts, rein gar nichts hörst du mehr,
nur noch so was wie Verkehr.

Das war, glaubte ich zum Schluss,
sicherlich ein Tinnitus
oder könnte, auch nicht fein,
gar ein tiefer Hörzsturz sein.

Panisch ich zu mir: Ich glaub,
Junge, Junge, du bist taub.
Dein Gehör ist weg, ist futsch,
ist perdu auf einen Rutsch.

Jetzt seht Ihr doch sicher ein,
warum ich vom Armen Schwein
wenn auch schon erleichtert sprach.
Nachvollziehbar wohl demnach?!

Nun kommt Ihr, bringt mir mein Glück,
grad verloren, hier zurück.
Richtig macht mich das schon an
dass ich doch noch hören kann.
Und bei diesem Reingewinn
geht mir eins nur durch den Sinn:

Der Verlust von Kind und Frau
war bei diesem Mordsradau
echt ein Segen. Gott sei Dank!
Lärm macht ja den Stärksten krank.