Ellipse: Prall und Proll
     

 

            Chefarzt Horst

Horst ist Chef vom Krankenhaus,
täglich geht er ein und aus,
gibt sich freundlich, jovial.

Ist sein Haupt auch mehr als kahl
und sein Teint gefleckt, aschfahl,
seine Wampe kugelrund
- das ist wirklich nicht gesund -,
hält er sich für einen Beau,
für Adonis sowieso.

Auf die Schwestern ist er scharf,
auch wenn er das gar nicht darf,
denn dem Chef vom Klinikum
nimmt man jeden Fehltritt krumm.

Grad für ihn gilt allemal:
Halt dich fern vom Personal!.
Doch im Herzen liebt er still
Oberschwester Ilsebill.

Gestern war es dann so weit,
denn sie waren nur zu zweit
irgendwo auf einem Flur,
von Erotik keine Spur.

Rechts und links nur Kachelwand,
im Regal ein Mullverband,
siebzehn Rollen Klopapier
und daneben ein Klistir.

Horst doch fasste sich ein Herz.
Mit den Augen himmelwärts
fing der liebeskranke Mann
schließlich sein Geständnis an:

Sagen Sie mir, wäre toll,
herrlich wär das, wundervoll,
was ich Ihnen geben muss
nur für einen kurzen Kuss.


Ilsebill ist ernst empört,
als sie solchen Unsinn hört,
kontert also gut platziert,
was dem Chefarzt nie passiert:

Geben Sie mir vor dem Kuss,
wär für mich ein Hochgenuss,
denn das Zeug wirkt ja enorm,
Lachgas oder Chloroform.

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