Ellipse: Prall und Proll
     

 

         Blutarm

Bis gestern um vier
war dieser Vampir
noch rundum vital
und völlig normal.

Mit trockenem Mund,
kein bisschen gesund
liegt jetzt er im Bett
so steif wie ein Brett,
es zittert sein Knie.

Er glüht wie noch nie,
vom Fieber erhitzt
sein Auge ihm blitzt,
gedunsen der Leib
gleich schwangerem Weib,
entstellt und gebläht
von früh bis nachts spät.

Sein Atem erhitzt,
das Hemd ist verschwitzt,
ein Pups in die Bux
ist wahrlich kein Jux,
es stinkt wie die Pest,
das gibt dir den Rest.

Der Puls maximal,
fast katastrophal
und auch nicht grad toll
das Hirnprotokoll.

Laut Schulmedizin
wär hierAspirin
ein Mittel der Wahl.
Es hülfe total
wie mir so auch Dir,
doch keinem Vampir.
Und Penicillin
heilt jeden, nicht ihn.

Bei intravenös
da wird er nur bös.
Erst recht subkutan
versetzt ihn in Wahn.

Ein Salbenverband
und sonst allerhand
macht wild ihn und toll.
In Dur und in Moll
Erklingt sein Geschrei
bei Schonkost und Brei.

Und selbst nicht einmal
ein Zäpfchen anal,
ein Einlauf, Klistir
hilft diesem Vampir.

Kompresse versagt.
Hier ist nicht gefragt
Massage am Bauch,
ein Teechen aus Lauch;
auf Beta mit Block
fehlt ganz ihm der Bock.

Der rettende Streich,
wirkt prompt und sogleich,
fürwahr genial,
im Grunde banal:

Ein Doktor, gelahrt,
mit eisernem Bart,
verabreicht ihm schnell
geschöpft aus dem Quell
vom frischestem Blut
- zwar einfach doch gut -
zehn Liter am Stück.

Welch Segen, welch Glück!
Die Transfusion
half manchem Mann schon.
Doch intravenös
macht, wie gesagt, bös.

Drum füllt man´s ihm ein,
nicht anders darf´s sein,
ist völlig normal
beim Vampir: Oral!

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