Ellipse: Prall und Proll
     

 

                     Bilanz
               
    ohne Glanz

Helmuth sitzt am Küchentischchen,
knabbert Salzgebäck und Fischchen,
trinkt das zwölfte Glas vom Hellen,
während ihm die Tränen quellen.

Seine Frau, die dicke Hilde,
fragt ihn tief besorgt, doch milde:
Kann ich irgendwie dir helfen?
Etwa mit dem
Tanz der Elfen,
den ich oft dir dargeboten,
wenn die Sorgen dich bedrohten,
pantomimisch ohne Noten,
der dich früher stets erfreute,
warum also nicht auch heute?
Oder mit dem
Tanz der Eier?
Oder dem der
sieben Schleier?

Helmuth trocknet sich die Tränen,
schindet Zeit durch langes Gähnen:
Nein, mein Schatz, lass mich nur weinen,
um die Chancen, um die deinen,
aber auch noch um die meinen,
die wir früher so verpassten,
als wir jung und frei von Lasten.
wacker uns durch´s Leben schlugen
und uns nicht nur stumm ertrugen.

Weißt Du noch, wie wir uns liebten
in dem Himmel, in dem siebten,
und im Auto Deiner Mutter,
diesem alten Opel-Kutter?

Wie Dein Vater mich bedrohte
schlimmer als ein Höllenbote,
als er uns dabei erwischte
und er wütend zahnlos zischte?:

Keiner, Bürschchen, will Dich quälen,
aber heute musst Du wählen:
Heirat oder zwanzig Jahre
abrasiert die schwarzen Haare
irgendwo in einer Zelle
reserviert für Kriminelle.
Heute noch, ganz sicher morgen
werde ich schon dafür sorgen.

Soll man da nicht auch mal weinen?
Bin ich denn mit mir im Reinen?
Soll ich mich nun selber hassen?

Heute würde ich entlassen!
Heute - sag mir! War ich dumm? -,
heut sind zwanzig Jahre rum.

          ᵕ     ̶    ᵕ     ̶    ᵕ     ̶    ᵕ        X