Ellipse: Prall und Proll
     

 

               B.K. Choral

War es Tombstone, war´s Dodge City,
wo der Gunfight um Bell Kitty
bleiern ausgeschossen wurde,
blutig hin bis in´s Absurde,
wo gleich zwölf Revolverhelden
ohne sich groß anzumelden
stumm dem Zug entstiegen waren,
Brillantine in den Haaren,
grau wie Stahl die Männeraugen,
die zu kaltem Morden taugen,
feuchter Schweiß im feisten Nacken,
Staub am Stiefel, an den Hacken?

Lähmend lag die Mittagshitze
auf den Dächern, jeder Ritze
ausgedörrter Bretterbuden,
die kaum zum Verweilen luden.
Wo des Nachts die Sterne schimmern,
schien die Hitze rot zu flimmern.
Wirbel tanzten auf und nieder
hier und dort und immer wieder
aufgequirlt aus Sand und Hitze
unten breit und schmal zur Spitze.
Kreischend krächzte auch ein Geier,
stadtbekannt als Mr. Meyer,
aus des toten Baumes Krone
Laute alla Morricone.

Menschenleere, Grabesstille,
Panik, Angst auch Widerwille
brachte alles hier zum Zittern,
förmlich war der Tod zu wittern.

Alle sich ganz still verhielten,
hinter den Gardinen schielten
Männer, Frauen, Greise, Kinder,
mancher Maulheld auch nicht minder,
saßen bang voll Angst und Jammer
in den Winkeln ihrer Kammer,
wo sie in die Runde schauten,
stumm auf ihren Nägeln kauten.

Pfarrer Wolfs so frommen Christen
fast sich in die Hosen pissten,
und indem sie flehten, flehten,
galt´s, ihr Motto zu vertreten:
Beten, beten statt Musketen.

Bankhaus Watt schloss schnell die Schalter.
Welch ein Wunder bei Watts Alter,
der bei jeder Art Erregung
völlig ohne Überlegung
leidend schwer an Herz und Blase
ängstlich wie ein junger Hase
uriniert in jede Vase.

Lieber feige als erschossen,
hat auch Barber Smith geschlossen,
und im Drugstore von Pit Gunther,
rauschen rasch die Rollos runter.

Nur Good-Willy hat sein Späßchen,
leert bereits sein zwölftes Gläschen,
steht gern auf des Hauses Kosten
hier an seiner Theke Posten.

Dann - hinein in diese Stille -
schlägt, als sei es Gottes Wille,
eine Standuhr im Saloon
zwölf Uhr Mittag, just high noon!!

Draußen auf den Straßen, Plätzen
nichts als Lähmung und Entsetzen.
Als die zwölf die Waffen packten,
und am Colt die Hähne knackten,
als die ersten Schüsse fielen,
ohne irgendwie zu zielen,
wussten alle, was sie wollten
mit den Händen an den Colten:

Für ein Lächeln von Bell Kitty,
- auch bekannt als Bella Pretty -
ließ sich jeder gern erschießen,
so den Himmel sich erschließen.

Haufenweise blaue Bohnen!!
Doch der Preis schien sich zu lohnen:
Jeder wollte Kitty haben,
sich an ihrer Liebe laben.
Kitty lieben oder sterben!
Kann man Schöneres noch erwerben?
fragten alle fest entschlossen
und sie schossen, schossen, schossen.

Jeder schoss als ging´s um´s Leben,
keiner schoss dabei daneben,
keiner wollte keinem weichen.
Schließlich lagen sie als Leichen
in den frischen Eichensärgen
wie Schneewittchen bei den Zwergen.

Nachspann:
Kitty wurde Mrs. Shaker,
Frau von Ron, dem Undertaker,
und gebar nichtsdestominder
ihm alsbald zwölf Shaker-Kinder,
- ja, so geht das oft den Qäkern
und Mormonen, wenn sie shakern -
eines wie das andre hässlich,
jedes dritte eher grässlich.

Von den Gun-men ist zu melden:
Man vergaß die Western-Helden.
Weil sie ja ihr Leben ließen,
kann heut keiner weiterschießen,
keinem dieser Todesschützen
kann die Schießkunst noch was nützen,
jeder wird nach solchen Taten
tief in tiefster Hölle braten.

          ᵕ     ̶    ᵕ     ̶    ᵕ     ̶    ᵕ         X