Ellipse: Prall und Proll
     

 

                 
            Ausgepowert

Ständig schrillt das Telefon
auf der Intensivstation.
Ständig geht es hektisch rund,
eilig hetzend Stund um Stund
rennst du dir die Hacken wund.

Überall gibt´s was zu tun,
außer sich mal auszuruhen.
Kommt ein neuer Fall herein,
heißt es häufig: Muss das sein?

Manchmal in der größten Not
ist der Kranke längst schon tot.
Keiner sorgt sich mehr um ihn;
Jeder sagt: Was kümmert´s ihn?

Hier die Klemme, die nicht sitzt,
dort ein Spritzchen, das nicht spritzt,
zwei Kanülen sind verstopft,
eine dritte aber tropft.

Was den Totenschein betrifft,
da fehlt noch die Unterschrift;
und das alte Notbesteck,
wer räumt das nun wieder weg?

So geht´s meist in jeder Schicht,
richtig stressfrei läuft es nicht.
Müßiggang samt Sonnenschein
darf hier offenbar nicht sein.

Pfleger Albert Ottokar
pflegt nun schon im zwölften Jahr;
täglich ist er überall,
bald schon selbst ein Pflegefall.

Er schluckt Pillen noch und noch,
pfeift längst auf dem letzten Loch,
fühlt sich derart überrollt,
dass er mit dem Schicksal schmollt:

Keinen trifft es, immer mich
täglich, wöchent-, monatlich;
oder gar auf ewiglich?
Alles ist so widerlich.


Während er um Mitternacht,
die Maschine überwacht,
die das Leben garantiert,
und dem Kranken nichts passiert,
steht nur Schwester Joe ihm bei
flüsternd: Freund, ich bin so frei,
geb´ dir einen guten Rat,
dir, dem Mann mit Mut zur Tat:

Finde, Albert, deine Ruh,
denn sie steht dir ganz klar zu.
Hilft dir niemand, armes Schwein,
dann greif selber tapfer ein.

Überleg mal, wer du bist!
und vergiss den ganzen Mist.
Zieh dich selber aus dem Sumpf,
Sonst wär alles für den Strumpf.

Sei mir nicht so weinerlich,
gibt ins Herz mir einen Stich!
Mach hier am Gerät nicht schlapp!
Schalte einfach auch mal ab!

 

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