Ellipse: Prall und Proll
     

 

                  Absage

Zweimal jedes Jahr das Gleiche!
Tante Beau, die Superreiche,
schickt verzweifelt Telegramme
- sie, die Kerngesunde, Stramme -
an die lieben Anverwandten,
Freunde und so manch Bekannten.

Sie sei krank, sie werde sterben
und sie wolle ihre Erben
alle noch mal bei sich sehen.
Jeder werde das verstehen.

Alle, alle eilen, kommen,
keiner bleibt da ausgenommen.
Tantchen lässt sich dann bedauern,
nützt es aus, dass Ängste lauern,
würde man hier nicht erscheinen,
nicht ein wenig mit ihr weinen,
bliebe man der Ungenannte
in dem Testament der Tante.

Keiner kriegt dadurch Komplexe,
dass mal wieder Beau, die Hexe,
allen schamlos kommandierte,
und auch jeder brav parierte;
war ja klar, was man riskierte,
wenn man sich nicht präsentierte.

Nach der Massenaudienz
ist Beau frisch so wie der Lenz.

Diesmal geht die ganze Leier
Tom doch kräftig auf die Eier.

Tom, im Taufregister Thomas,
war seit eh und je schon Omas.
Lieblingsenkel, Herzensbübchen,
er, mit seinen kessen Grübchen.

Oma das ist Beau! Wer anders?
Meinst du etwa Lilo Wanders?

Auf die höchst prekäre Frage,
was man tu in dieser Lage,
muss er gar nicht lange dösen,
um den Knoten schnell zu lösen,
frei zu sein von Omas Klammern,
ihren Krallen, ihrem Jammern.

Er schreibt also ganz persönlich,
ist für Tom sehr ungewöhnlich:
Liebe Oma, kann nicht kommen,
fühle krank mich und benommen.

Werde morgen selber sterben.
Gruß an all die lieben Erben!
Seh
en uns, lass nicht auf dich warten,
drüben dann in Edens Garten.


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