Ellipse: Prall und Proll
     

 

                40 + l x l

Lisa sitzt beim Visagisten,
lässt sich ihr Gesicht entmisten,
denn sie glaubt den falschen Glauben
- soll man den ihr auch noch rauben ? -,
sie gehöre trotz der Falten
längst noch nicht zum rostig alten
Eisen, zu der Abwrackware.

Lisa, diese Wunderbare,
hatte stets so starke Haare
wie im Märchen einst Rapunzel.

Jetzt doch erntet sie Geschmunzel,
wenn sie jede kleinste Runzel
übertüncht mit Lack und Farbe,
so als sei es eine Narbe.

Gar nicht falsch, denn all die Jahre
dünnten nicht nur Lisas Haare,
sondern schlugen ihr auch Wunden
in so manchen Nahkampf-Runden.

Heute werkelt Heribertchen
mit dem blonden Stutzerbärtchen
sich so richtig mal in Rage
an der alten Erzvisage.

Heri, dieser meist so Coole,
einfühlsame Face-Gestalter,
dieser Mann für jedes Alter,
plaudert angeregt mit Lisa
über Käse wie Espriesa,
Teegebäck und Mascarpone,
Schweinebauch und Oben ohne.

Plötzlich flattert wie ein Falter
Heris Frage nach dem Alter
wie gehaucht um Lisas Ohren.
Sie darauf ganz weltverloren:

Ja, die Vierzig sind zu sehen,
wie sie in der Ferne stehen,
mir vom Horizont her winken,
wo die Sonnen rot versinken
und mir täglich neu versprechen,
Raum und Zeit für mich zu brechen.


Heri denkt nur Sanftes, Mildes
bei der Poesie des Bildes,
das ihm Lisa hingehalten,
weit entfernt von allem Alten
und er sagt im Auge Tränen
- Muss man das denn noch erwähnen? -:

Dass dies Ziel in weiter Ferne,
liebe Lisa, hör ich gerne.
Dass Sie Ihre Vierzig sehen,
kann ich wirklich gut verstehen,
denn sie sagten´s mit Gefühlen,
die mir tief mein Herz zerwühlen,
sagten´s so, als sei es Dichtung,
nur noch nicht, aus welcher Richtung.

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